20 Jahre Mac OS X — danke für die schönen Jahre
Am 24. März 2001 kam Mac OS X 10.0 in den Handel. Zum 20-jährigen Jubiläum wird in der Presse ausführlich über dessen Entwicklungsgeschichte geschrieben. An dieser Stelle möchte ich gerne meine persönliche Sicht auf Mac OS X wiedergeben, welche Highlights und Schwachstellen mir in der täglichen Nutzung bis heute aufgefallen sind und was ich mir von Apple für die nächsten Betriebssystem-Generationen wünsche.
Ende der Neunziger kam ich beruflich das erste Mal mit Rechnern von Apple in Kontakt. Damals lief Mac OS 8 auf den Macintosh-Computern. Die Arbeit mit diesem Betriebssystem war, gelinde gesagt, eine Zumutung. Praktisch jeden Tag stürzte der Mac ab, weil Photoshop oder QuarkXPress einfroren. Wehe, man hatte seine Arbeit nicht alle 10 Minuten zwischengespeichert! Missing Traps oder das berühmt-berüchtigte Bombensymbol machten mich fuchsig. Speicherschutz und präemptives Multitasking, wie ich es von Windows NT4 kannte, und ich für die damalige Zeit als selbstverständlich erachtete, gab es nicht. Die Querelen mit Mac OS 8 und später 9 waren der Hauptgrund, mir privat niemals einen Mac zulegen zu wollen.
Anfang 2001 waren meine Kollegen und ich bei einer Präsentation von Mac OS X zugegen. Was ich dort sah, begeisterte mich, denn endlich waren die Nachteile vom klassischen Mac OS passé. Während ich innerlich jubelte, meinten meine Arbeitskollegen, dass es ja wie Windows sei und Apple das Genick brechen würde. Ja von wegen!
Leider (oder zum Glück) war bis Mitte 2002 nichts von Mac OS X in der Firma zu sehen. Erst mit dem Erscheinen von Mac OS X 10.2 „Jaguar“ hielt das neue Betriebssystem von Apple langsam bei uns Einzug. Damit zu arbeiten war jedoch untersagt und nur der Admin sowie mein damaliger Chef durften das gute Stück ausprobieren. Denn die Kunden klammerten immer noch krampfhaft am ollen QuarkXPress 5.0, das nur unter dem klassischen OS lief. Freilich gab es damals innerhalb von OS X noch die Classic-Umgebung, aber das war für uns keine Option. Erst als die meisten auf InDesign gewechselt waren, führten wir flächendeckend Mac OS X 10.4 „Tiger“ ein. Endlich!
Im Oktober 2006, nach dem Wechsel von PowerPC-Prozessoren auf Chips von Intel, kaufte ich mir meinen ersten Mac, auf dem Tiger vorinstalliert war. Mich beeindruckte nicht nur die schicke Oberfläche, sondern auch Features wie Spotlight, Exposé, das Dashboard sowie der Automator. Windows XP wirkte dagegen altbacken. Da ich jedoch massenhaft Windows-Programme mein Eigen nannte, waren und sind bis heute immer Mac OS X und Windows parallel installiert – via Bootcamp oder Parallels Desktop.
Am ersten Tag, als Mac OS X 10.5 „Leopard“ in den Regalen stand, kaufte ich mir das neue Betriebssystem von Apple in seiner durchgestylten Verpackung. Ganz klasse fand ich das „Backup-Programm“ Time Machine, was seinesgleichen suchte und mega gut aussah. Nun war die Benutzeroberfläche einheitlich und vom unsympathischen Brushed-Metal-Design bereinigt. Außerdem konnte man endlich die Listenansicht global voreinstellen.
Die nächste Version, Snow Leopard, erschient im August 2009. Für einen Spottpreis von nur 29 Euro kaufte ich mir sofort das OS X 10.6. Es ist die letzte Version, in der noch PowerPC-Applikationen unter Rosetta laufen können. An Snow Leopard gefiel mir die Performance und die herausragende Stabilität. Jahrelang war dies mein Lieblings-OS. Das kam übrigens auch mit meinem nächsten Mac von 2011.
Mit Lion konnte ich mich nicht so anfreunden. Das Lutschbonbon-Design der Buttons und Laufleisten fiel weg und die Grafikperformance ging bei meinem Mac von 2006 in den Keller. Dafür war endlich eine Vollverschlüsselung an Bord – das Argument, doch zügig auf die neueste Version zu aktualisieren. Mountain Lion (OS X 10.8) saß ich aus, ebenso Mavericks (OS X 10.9). Erst mit Yosemite wagte ich ein Upgrade, von dem ich alles andere als enttäuscht war. Die neue Benutzeroberfläche sagte mir spontan zu und bei mir lief OS X 10.10 äußerst performant. Neue Features, die jedes Upgrade so mit sich bringt, nutzte ich kaum. El Capitan (OS X 10.11) hatte ich nur auf Arbeit installiert gehabt. Privat sattelte ich 2018 auf Sierra, also Version 10.12 um – aber nur, weil viele Programme ältere Systeme nicht mehr unterstützten.
Spätestens seit MacOS Catalina (10.15) läuft nahezu meine komplette Softwaresammlung nicht mehr, auch nicht die letzte Kaufversion der Adobe Creative Suite, die ich mein Eigen nenne; die 32-Bit-Unterstützung fiel weg. Darüber ärgerte ich mich wirklich sehr. So musste ich bei MacOS Sierra bleiben. Leider werden bei Apple nur die letzten drei Versionen ihres Betriebssystems mit Sicherheitsupdates versorgt. Irgendwann wurde 10.12 nicht mehr damit versorgt. 2020 wechselte Apple erneut die CPU-Architektur von Intel auf Apple Silicon. Mit dieser „Transition“ war auch der Betrieb meiner Windows-Software nicht mehr möglich. Großartig! Danke, Apple! Da investiert man tausende von Euros in Hard- und Software, nur um nach wenigen Jahren durch ständiges Abschneiden alter Zöpfe erneut zum Kauf gedrängt zu werden – sofern man das vor lauter „Abo-Zwang“ bei der Software überhaupt noch kann.
Privat werde ich nicht mehr lange bei Apple bleiben. Auch wenn ich das Spionage-Windows mit untergeschobener Werbung gar nicht leiden kann: Meine alte Windows-Software, die mir privat immer noch völlig ausreicht, läuft sogar noch mit der aktuellsten Windows-Version. Darüber hinaus sind PCs wesentlich günstiger als Macs – gerade was das nachträgliche Aufrüsten (RAM, SSD) angeht. Vielleicht wechsle ich aber auch zu Linux. Mal sehen. Wirklich schade, denn Mac OS X hatte mir in all den Jahren wirklich gute Dienste geleistet, und das Arbeiten damit hat immer Spaß gemacht. Danke für diese schöne Zeit.